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Für eine lebendige und progressive Kulturarbeit braucht es dringend Geschlechtergerechtigkeit und Diversität auf und hinter den Bühnen.
KILL the TRAUERspiel ist eine Initiative, die sich für dieses Ziel einsetzt, indem sie konkrete Schritte initiiert, Allianzen aufbaut und eine Plattform für Austausch bietet.
THEATER - EIN TRAUERSPIEL?!
Das Theater ist für viele Menschen ein Ort des Austauschs, der Kreativität und der künstlerischen Auseinandersetzung mit gesellschaftlich brisanten Themen. Wie sieht es aber mit den Arbeitsbedingungen und strukturellen Gegebenheiten jener Menschen aus, die in diesen Institutionen tätig sind? Gerade das Machtgefälle, die ungleiche Verteilung von Geldern und Posten zwischen männlich und weiblich gelesenen Personen und die mangelnde Repräsentanz marginalisierter Gruppen sind schon seit Langem Kernpunkte der Kritik verschiedenster Initiativen wie dem ensemble-netzwerk oder Pro Quote Bühne Deutschland. In Österreich gibt es dazu keine Daten, was eine genaue Evaluierung all dieser Punkte schwierig machen. Der Gender Report, der 2020 im Nationalrat bewilligt wurde und der eine unserer Kernforderungen darstellt, ist dabei ein erster wichtiger Schritt hin zu mehr Transparenz. Diese notwendige Studie für den Bereich der darstellenden und performativen Künste muss sichtbar machen, wo sich Ungleichheiten verfestigen und welche Faktoren dazu beitragen.
5 Argumente für eine notwendige Veränderung am Theater
1. Gender - Quote - Geschlechtergerechtigkeit
´Is it a man´s world?´
Laut einer statistischen Erhebung aus dem Jahr 2018 werden von den zwölf dabei untersuchten Theatern acht von Männern geleitet. Bérénice Hebenstreit, eine der Mitbegründerinnen von KtT, führt in Mosaik – Politik neu zusammensetzen weiter aus, dass von insgesamt 149 Inszenierungen nur 44 unter der Leitung von Frauen* entstanden sind, wovon ein Großteil auf Nebenspielstätten stattfand. Das bedeutet: weniger Prestige, weniger Publikum, weniger Presse, weniger Gehalt. Noch düsterer sieht es beim Anteil weiblicher Autor:innen aus. 89 Prozent der Stücke, die in der Spielzeit 2017/2018 auf den österreichischen Spielplänen standen, wurden von Männern* verfasst, was auch daran liegt, dass auf den großen Bühnen oft Klassiker gespielt werden respektive ein literarischer Kanon bedient wird, zu dem großteils männliche Autoren zählen. So sind die dabei gezeichneten Frauen*rollen meist eindimensional. Frauen* dienen immer noch als Projektionsfläche und seltener als vielschichtige Charaktere, die aktiv die Handlung vorantreiben.
Eine Möglichkeit, mit diesen häufig klischierten Darstellungen zu brechen und so auch die Quote an FLINT*-Personen im Theaterbetrieb zu erhöhen, lautet: Mehr Frauen* in Leitungspositionen! So zeigt der Film Gender Report unter anderem auf, dass bei weiblich besetzten Regieteams auch in den anderen Departments mehr Gendergerechtigkeit herrscht.
2. Faire Bezahlung - prekäre Anstellung
It’s all about the money.
Prekäres Arbeiten ist für viele in der Kunst Alltag. Mehrere Jobs gleichzeitig, keine geregelte Anstellung, Arbeit auf geringfügiger Basis oder Löhne, mit denen man sich das alltägliche Leben nicht leisten kann. All das zwingt häufig dazu, mehrere Beschäftigungen gleichzeitig auszuüben und eine hohe Stundenbelastung in Kauf zu nehmen. Eine langfristige Konsequenz davon sind niedrige Pensionen und Altersarmut, von der vermehrt Frauen* betroffen sind.
Auch in besser subventionierten Betrieben ist nicht garantiert, dass faire Bezahlung herrscht. Es gibt kaum Kollektivverträge, die ein Mindestmaß an Gleichberechtigung sichern würden, und die mangelnde Transparenz macht es schwer, gegen bestehende Gehaltsunterschiede vorzugehen. Eine Frau*, die schon mehrere Jahre in einem Ensemble arbeitet, wird womöglich schlechter bezahlt als der junge Kollege, der gerade aus der Schauspielschule kommt. Es braucht gleichen Lohn für gleiche Arbeit sowie einen Mindestlohn in der freien Szene. Das erfordert allerdings auch andere Richtlinien in der Fördervergabe. Also Förderungen in einer Höhe, die faire Bezahlung auch ermöglichen!
3. Diskriminierung- mangelnde Diversität - Ageism/Altersdiskriminierung - Queerfeindlichkeit
Come as you are?
Wer darf Kunst machen und für wen? Wer darf Geschichten erzählen, und wer wird erzählt?
Theater soll bekanntermaßen die Fähigkeit zur Empathie schulen, soll Diskursraum und Experimentierort für alle sein. Wie soll aber ein lebhafter, pluraler Dialog möglich werden, wenn Perspektiven abseits der „weißen“ Dominanzgesellschaft wenig bis keinen Raum bekommen? Wenn Theaterintendant:innen sich immer noch beruhigt auf die Schulter klopfen, nachdem sie eine person of colour eingestellt haben und das Problem folglich als gelöst erklären? Wenn nicht-binäre Menschen bei Vorsprechen immer noch mit einem entschuldigenden Kopfschütteln darauf verwiesen werden, dass es für „ihren Typ“ leider keine Besetzungsmöglichkeiten gibt? Wenn Frauen* über 40 immer weiter aus den Besetzungslisten verschwinden, da es für sie keine Rollen mehr gibt beziehungsweise geschrieben werden? Wenn der Familienknick für Frauen* das Ende ihrer Karriere bedeutet und der Wiedereinstieg nicht bis nur schwer möglich ist?
Theater ist immer noch ein Raum, in dem traditionelle Geschlechterverhältnisse, heteronormative Beziehungsmodelle und hegemoniale Männlichkeit reproduziert und somit als „naturgegeben“ dargestellt werden. Das muss sich ändern.
Verpflichtende Antirassismus-Workshops, eine bezahlte Stelle für eine unabhängige Vertrauensperson und nachhaltige Maßnahmen gegen Altersdiskriminierung in allen Bereichen können erste Schritte hin zu einem egalitären Arbeitsumfeld sein.
4. Veränderung der Struktur - Soziales - Familie - Teilzeit für Alle
„Theater schreiben sich gerne hehre Leitbilder des Zusammenlebens auf die Brust – diese sollten auch innerhalb des Theaters gelten.“
Im Theater herrscht nach wie vor eine strenge Hierarchie, die in vielen anderen Branchen längst der Vergangenheit angehört. Je weiter die Ebenen nach oben gehen, desto homogener sind sie besetzt: männlich und weiß. Die Machtfülle, die sich in einem Intendanten, einer Intendantin bündelt, lässt wenig Partizipation zu und ist Nährboden für Machtmissbrauch und Übergriffe unterschiedlichster Formen. Betroffenen wird es gerade aufgrund dieser Zentralisierung schwer gemacht, sich darüber auszutauschen und in weiterer Folge dagegen vorzugehen. Die mangelnde Mitgestaltung führt auch dazu, dass das Theater und die Arbeit in diesem Bereich sich nur langsam verändern, ein Sozialleben abseits des Kulturbetriebs und die Ausübung des Berufs mit Kindern oder anderen Pflegetätigkeiten nur schwer möglich sind. Es braucht dringend eine nachhaltige Umgestaltung des Theaterbetriebs in beziehungs- und familienfreundlicher Hinsicht. Immer noch wird die Kunst vorgeschoben, um Arbeitsrechte auszuhebeln. Probenpläne ändern sich täglich, es gibt keine Planungssicherheit, Ruhezeiten werden oft nicht eingehalten, Arbeitstermine finden in der Freizeit statt.
Um die Arbeitsbedingungen am Theater in das 21. Jahrhundert zu holen, braucht es flachere Hierarchien, mehr Schutz für Arbeitnehmer:innen (noch gelten meist befristete Verträge fast aller künstlerischen Departments), Unterstützung in der Kinderbetreuung und verpflichtende Horte und Kindergärten.
5. Transparenz - Verteilungsgerechtigkeit - Offenlegung des künstlerischen Etats
Gagen und Gehälter sind auch im Kulturbetrieb ein Tabuthema. Eine Mitarbeiter:in an einem Theater erfährt weder, wie viel ihre direkten Kolleg:innen verdienen, noch, wie viel Geld eine Produktion für welchen Bereich zur Verfügung hat. Auch bei der Fördervergabe in der freien Szene laufen die Verteilungsprozesse undurchsichtig ab. Es ist zum Beispiel nicht erkennbar, nach welchen Kriterien eine Jury Fördergelder bewilligt.
Um Verteilungsgerechtigkeit herzustellen, braucht es eine vollständige Offenlegung des gesamten Etats der Theaterbetriebe. Denn nur mit Transparenz kann nach außen klar erkennbar sein, ob Vorgaben eingehalten und alle Teilnehmenden gleichermaßen berücksichtigt werden. Gegen Ungerechtigkeit vorzugehen, ist nur möglich, wenn erkennbar ist, dass sie existiert.
WIR SIND
von li. nach re.: Barbara Wolfram, Bérénice Hebenstreit, Aslı Kışlal, Angela Heide, Lisa Weidenmüller, Eva Puchner. Nicht auf dem Foto: Julia Franz Richter, Johanna Rosenleitner und Birgit Schachner. Foto © Derya Schuberth Gülcehre
Wir sind Frauen* aus den Bereichen Schauspiel, Regie, Dramaturgie, Produktion, Performance, Journalismus, Presse, Marketing und Kultur- und Theaterwissenschaft. Und wir wollen alle eines gemeinsam: Geschlechtergerechtigkeit und -diversität auf und hinter der Bühne.
Mit der von uns gegründeten Initiative KILL the TRAUERspiel wollen wir auf die herrschenden Geschlechterungerechtigkeiten in unserer Branche hinweisen und relevante Schritte zur Verbesserung der Situation initiieren und setzen. KILL the TRAUERspiel soll eine lebendige Plattform für Vernetzung und Allianzen im Bereich der darstellenden und performativen Künste werden. Wir hoffen, dass wir bald mehr – und vor allem: viele! – werden und laden Sie/euch ein, unsere Initiative zu unterstützen. Wir freuen uns auf das Ende des „Trauerspiels"!
WAS BISHER PASSIERT IST
Jänner-Arpil 2021
Interviews in den Zeitungen Der Standard, Falter, Wiener Zeitung und der Kleinen Zeitung.
November 2020
Präsentation von KILL the TRAUERspiel am 21.11. bei SWTT #4.3 | Virtuelles Vernetzungstreffen des Kosmos Theaters, Wien
Website geht online.
Juni 2020
Namensfindung der Initiative: KILL the TRAUERspiel
3. Dezember 2019
Erneutes Treffen bzgl. Studiendesign und Forderungen der Initiative im BKA, Sektion Kunst und Kultur, Abteilung für Musik und Darstellende Kunst, Wien
1. Oktober 2019
Präsentation der Initiative und des Studienaufrufs im BKA, Sektion Kunst und Kultur, Abteilung für Musik und Darstellende Kunst, Wien
26. August 2019
Präsentation der Initiative und des Studienaufrufs in der Kulturabteilung MA 7, Wien
10. August 2019
Präsentation der Initiative und des Studienaufrufs mit Unterstützer*innenliste im BKA bei Ines Stilling, Bundesministerin für Frauen, Familien und Jugend, Wien
Juni 2019
Mehr als 60 Frauen* aus ganz Österreich unterstützen unsere Forderung nach einer Studie für Geschlechtergerechtigkeit in den darstellenden und performativen Künsten, mit der wir uns an Politiker*innen wenden.
16. März 2019
Gründungstreffen, Wien
17. November 2018
"Was kann sie* tun?" Theatermacher*innentreffen | Kosmos Theater, Wien
Bildung einer ersten Arbeitsgruppe für die spätere Initiative